Hochschule Reutlingen
05.07.2023

Forscherteam der Hochschule Reutlingen erhält Auszeichnung

Prof. Dr. Oliver Burgert und sein Forscherteam entwickeln in Zusammenarbeit mit industriellem Partner und dem Universitätsklinikum Tübingen ein System zur besseren Bereitstellung klinischer Informationen im Operationssaal

Hochschule für angewandte Wissenschaften, so lautet die offizielle Bezeichnung der Hochschule Reutlingen. Doch nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis stellt sich die Hochschule diesem eigenen Anspruch – mit Erfolg. Für ihren exzellenten Technologietransfer in der Region Neckar-Alb zeichnete jetzt die IHK Reutlingen das Forscherteam Denise Junger, Claudia Ryniak, Sina Grupund Professor Dr. Oliver Burgert der Forschungsgruppe „Computerassistierte Medizin (CaMed)“ in der Fakultät Informatik aus. Sie entwickelten in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Tübingen (Prof. Bernhart Hirt, Prof. Arnulf Stenzl) sowie dem industriellen Partner RZ Medizintechnik GmbH im Projekt OR-Pad ein portables Informationsanzeigegerät zur besseren Bereitstellung klinischer Informationen im Operationssaal. Die Auszeichnung erhielten die Forscher auf den aktuell stattfindenden Tübinger Innovationstagen.

Die Idee zum Projekt OR-Pad leitete das Forscherteam aus der Beobachtung der klinischen Routine ab. Relevante Informationen, so die Analyse der Forscher, werden im Operationssaal oftmals nur auf weit entfernten Monitoren bereitgestellt. Zudem ist die Mitnahme von Materialien, wie Notizen, schwierig.

Um die Kommunikation im Operationssaal zu verbessern, entschieden sich die Forscher für die Nutzung eines Tablets, das direkt am Operationstisch angebracht werden kann. Klinisch relevante Informationen können so mittels des portablen Geräts sowie durch die Optimierung des Informationsflusses vor, während und nach einer Operation bereitgestellt werden.

So ermöglicht das System dem Operateur, klinische Informationen, wie z.B. Röntgenbilder, Befunde oder eigene Notizen, vor dem Eingriff einzusehen und diese für die anstehende Operation vorzubereiten. Die Informationen werden dann auf einem steril verpackten Tablet, angebracht am OP-Tisch, während des Eingriffs angezeigt. Eine Timeline ermöglicht hierbei den Zugriff auf alle verfügbaren Fallinformationen. Zudem werden vorbereitete Inhalte automatisch passend zur Operationssituation bereitgestellt. Durch die Integration des Systems in unmittelbarer Nähe zum Operateur wird eine ergonomische Sichtachse gewährleistet und eine direkte Interaktion mit dem System ermöglicht. Nach dem Eingriff stehen alle Informationen zur Nachbereitung zur Verfügung.

Der von den Forschern entwickelte Prototyp wurde durch eine prä-klinische Evaluation mit Chirurgen aus vier verschiedenen Kliniken getestet. Bei dieser praktischen Entwicklungsphase wurden Wünsche und Bedürfnisse erfasst, um das System optimal auf den Operationsalltag anpassen zu können. Aktuell überlegen die Forscher, wie das Projekt OR-Pad weiterverfolgt werden kann, um das System in die klinische Routine zu bringen.

Die Auszeichnung für ihren exzellenten Technologietransfer in der Region Neckar-Alb erhielten die Forscher im Rahmen der aktuell stattfindenden Tübinger Innovationstage. „Die Auszeichnung freut uns sehr! Der Transfer komplexer Forschungsthemen – beispielsweise unsere Arbeiten an dem intelligenten Operationssaal der Zukunft – in die klinische Praxis ist eine besondere Herausforderung. Wenn durch erfolgreiche erste Schritte, wie in diesem Fall dem Projekt OR-Pad, der Weg in die Klinik geebnet werden kann, ist das eine starke Motivation, diese Themen weiter voranzutreiben. Letztendlich kommen unsere Forschungen so den Patientinnen und Patienten zugute.“, so der Leiter des Forschungsteams, Prof. Dr. Oliver Burgert.