Hochschule Reutlingen
10.07.2025

Informatik Forscher entwickeln neues Kommunikationssystem für autonom fahrende Fahrzeuge

Abschlusskonferenz des EU-Projekt HEIDI an der Hochschule Reutlingen / europaweit acht Forschungs- und Industriepartner beteiligt

Das Forscherteam des HEIDI Projekts in der AIDA Halle der Hochschule Reutlingen in der die praktischen Tests mit den Versuchsfahrzeugen statt fanden.

Gemeinsam mit Partnern aus der EU haben Forscher der Hochschule Reutlingen in dem europäischen Forschungsprojekt HEIDI eine neue interaktive Kommunikationslösung für Fahrzeuge entwickelt. In dem mit vier Millionen Euro geförderte Projekt geht es um ein System mit dem Fußgänger und Fahrzeuge im Straßenverkehr direkt miteinander kommunizieren können – ein entscheidender Fortschritt vor allem im Hinblick auf autonom fahrende Autos. Die Ergebnisse der jahrlangen Forschungen präsentierten die Partner am Mittwoch (09.07.25) auf einer Abschlusskonferenz im Innoport Reutlingen.

Begrüßt wurden die internationalen Gäste an der Hochschule durch den Präsidenten Prof. Dr. Hendrik Prof. Dr. Brumme der auf die hervorragende Arbeit des Forscherteams an der Hochschule einging und die Chancen die sich damit verbinden. In Keynote des Tages ging Prof. Dr. Terzis, von der der Technischen Hochschule Ulm unter dem Titel „Quo vadis ADAS?“ intensiv auf die Chancen und Herausforderungen im Bereich autonomes Fahren ein.

In den weiteren Vorträgen stellten dann die HEIDI Partner ihre jeweiligen Arbeiten Forschungsergebnisse im Detail vor in denen es im Kern um die Kommunikation zwischen Fußgängern und Fahrzeugen im Verkehr ging.

Bislang, so Projektleiter Prof. Dr. Cristóbal Curio von der Hochschule Reutlingen verlassen sich Fußgänger oft auf Handzeichen oder Blickkontakt mit dem Fahrer, was bei autonom fahrenden Fahrzeugen nicht mehr möglich ist, da es keinen Fahrer gibt. Kernstück der von den Wissenschaftlern entwickelten Lösung ist dabei ein interaktives großes Display im Kühler des Fahrzeuges. Das neue Kommunikationssystem wird auf der Abschlusstagung des Projekts am 09. Juli im INNOPORT Reutlingen vorgestellt.

„In den meisten modernen Fahrzeugen erfassen Mensch-Maschine-Schnittstellen (HMI) die Absichten von Fußgängern und Fahrzeugen in der Umgebung nur eingeschränkt“, erklärt Projektleiter Prof. Dr. Cristóbal Curio von der Hochschule Reutlingen. Problematisch werde dies, so Curio weiter, wenn Fahrzeuge autonom unterwegs sind und Fußgänger beispielsweise keinen Blickkontakt mit einem Fahrer aufnehmen können.

Im Rahmen des HEIDI-Projekt haben die europäischen Forscher ein flüssiges, kooperatives HMI-System entwickelt, das adaptive Lösungen für Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer ermöglicht. Dieses kooperative HMI-System erfasst und synchronisiert präzise sowohl Daten des Fahrers als auch Informationen von Passanten oder anderen Verkehrsteilnehmern. So registrieren Komponenten des Systems zum Beispiel, ob ein Fußgänger Blickkontakt mit dem Fahrzeug aufnimmt.  Auf einem großen Display im Kühlergrill signalisiert das Fahrzeug durch eindeutige Zeichen dem Fußgänger anschließend, dass er erkannt wurde und gibt gleichzeitig optisch Rückmeldung, ob das Auto beispielsweise stoppt oder weiterfährt.

Eine der im Projekt untersuchten Koordinationslogiken basiert auf dem Prinzip von Foresight Safety® - einer menschenähnlichen Fähigkeit, potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen und riskante Situationen proaktiv zu vermeiden. Mit den entwickelten HMI-Lösungen verfolgt das HEIDI-Projekt das Ziel, ein einheitliches Situationsverständnis aller Verkehrsteilnehmer zu schaffen und so eine sichere Interaktion zwischen Fahrzeugen und gefährdeten Verkehrsteilnehmern zu gewährleisten. Interne und externe Schnittstellen koordinieren dabei kontinuierlich Informationen und Handlungsempfehlungen für alle Benutzergruppen und passen sich flexibel an individuelle Bedingungen an – etwas bei abgelenkten Fahrern, älteren Fußgängern oder Rollstuhlfahrern.

Zu den Projektpartnern aus der Mobilitätsbranche zählen BMW, Honda Research Europe (Offenbach), der Automobilzulieferer Marelli Automotive Lighting (Reutlingen), Virtual Vehicle (Graz), NiSys (Bochum) sowie Tree Technology (Spanien).  Auf wissenschaftlicher Seite sind neben der Hochschule Reutlingen, die Gastgeberin des Abschlussevents ist, die Universidad de Alcalá in Spanien sowie das Swedish National Road and Transport Research Institute am HEIDI-Projekt beteiligt.

Gefördert wurde das Projekt durch die europäische Union. Sie stellte für die Forschungen rund vier Millionen Euro zur Verfügung. „Diese europaweite Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industriepartner ermöglicht einen intensiven Wissenstransfer und schafft die Chance, neue Forschungserkenntnisse schnell in die Praxis zu überführen“, so Projektleiter Prof. Dr. Cristóbal Curio von der Fakultät Informatik.

Ein Teil der Forschungsarbeiten und Versuche zum HEIDI-Projekt fand in der neuen AIDA-Halle der Hochschule Reutlingen statt, die erst im letzten Jahr eröffnet wurde. Im Rahmen des AIDA-Leuchtturmprojekts forschen die Wissenschaftler an der realitätsnahen Entwicklung von Sensorik, insbesondere für den Einsatz im urbanen Umfeld mit autonom fahrenden Fahrzeugen und der sicheren Interaktion mit Fußgängern.

 

Links

RTF - TV Bericht über Abschlusspräsentation

https://www.rtf1.de/news.php?id=40748

Detaillierte Informationen und Videos zum HEIDI Projekt:

https://www.youtube.com/watch?v=YoOnj5Kl2nw

https://heidi-project.eu/results-media/

Details zum EU-Projekt und zur Förderung durch die europäische Union:

https://cordis.europa.eu/project/id/101069538/de

Details zum AIDA Projekt:

https://aida.reutlingen-university.de/

IT-Forschung an der Fakultät Informatik der Hochschule Reutlingen:

https://www.inf.reutlingen-university.de/forschung/schwerpunkte-organisation

 

Erklärung Abkürzung HEIDI:

Holistic and adaptivE Interface Design for human-technology Interactions